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Kölner Stadtanzeiger

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Hitler als Parteimitglied?

VON AXEL SPILCKER
Ein Schriftsteller dient sich mit Sätzen aus Hitlers „Mein Kampf“ erfolgreich bei CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen als Mitglied an.
Die Idee kam Schriftsteller Rainer Popp, als er die Diskussion der Parteien im NPD-Verbotsverfahren verfolgte. „Ich wollte herausfinden, wie demokratisch gefestigt die Parteien sind“, sagte der Kölner heute.

 


Ohne sie besonders zu kennzeichnen, versandte der Autor Ende Juli unter dem Pseudonym Rudolph Lehwald an CDU, SPD, CSU, FDP und Bündnisgrüne Aufnahmeanträge, die ein lange Sentenz aus Hitlers Buch „Mein Kampf“ enthielten. Es strotzte nur so von sozialdarwinistischen Absurditäten: „Der Stärkste erhält ... das Herrenrecht des Daseins zugesprochen. Nur der geborene Schwächling kann dies als grausam empfinden.“
Und: „Am Ende siegt ewig nur die Sucht der Selbsterhaltung. Unter ihr schmilzt die so genannte Humanität als Ausdruck einer Mischung von Dummheit, Feigheit und eingebildetem Besserwissen wie Schnee in der Märzsonne.“ Weiter hieß es: „Wie ich in den vergangenen Wochen beobachtet habe, wächst die Zahl der Drückeberger, die sich in der sozialen Hängematte ausruhen, unaufhörlich. Doch nur im ewigen Kampfe ist die Menschheit groß geworden.“
Popp überraschte die Resonanz. Wie der „stern“ berichtet, lobte die Kölner CDU den Antragsteller: „Ihren Brief habe ich mit Interesse und Genuß zugleich gelesen“, schrieb Kreisgeschäftsführer Max Motek. „Mit ihren Ansichten sprechen Sie mir voll aus der Seele, zumal diese doch auch der Realitäten entsprechen. Es würde mich freuen, Sie recht bald als Mitglied der CDU begrüßen zu dürfen.“ Die Kölner SPD freute sich ebenfalls Lehwald „bald in unseren Reihen“ zu sehen. Die FDP schickte ein Anmeldeformular und nahm den Bewerber in ihren Verteiler auf. Auch die CSU in Ingoldstadt dankte für „die netten Zeilen“ und beglückwünschte das Mitglied in spe. Selbst die Kölner Bündnisgrünen fanden es „toll, daß Sie bei uns Mitglied werden möchten“.
„Es ist eine Unverschämtheit, daß man da so gelinkt wird“, erregt sich Motek im Gespräch mit dieser Zeitung. Er habe den Brief nur quer gelesen, „die ersten beiden Absätze und das Ende mit der sozialen Hängematte“, so der Christdemokrat. „Es ist doch völlig klar, daß ich mich mit dem Inhalt nicht identifiziere.“ Die SPD äußerte sich nicht. Kölns FDP-Chef Reinhard Houben betonte, daß man sich den Mann nach Rücksendung des Aufnahmeantrags persönlich angesehen hätte.
Autor Popp beunruhigt sein Erfolg.
Unbeantwortet blieben einzig die Bewerbungsschreiben an PDS, NPD und die Republikaner.

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