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Leseprobe - Der Bestseller, Teil 1

von Rainer Popp

E-Book:
400 Seiten, 8,00 €uro
ISBN 3-936880-07-7
Download: www.dante-verlag.de
In Vorbereitung: (erscheint im Frühjahr 2003)
Print-Book, 430 Seiten, 19,90 €uro
(A)20,50 € (CH)35,90 sFr
Klappbroschur, gebunden

 

Die Blendung



Die zynische Vermarktung von Literatur, die einem Handel mit Holz oder Hausschuhen gleichkommt, die unlautere Allianz von Autor, Verleger und den Medien sowie abgefeimte Verkaufs-Strategien im Verbund mit dem Großeinsatz von Kapital - das sind die verdeckten Methoden, mit denen die Wortführer in diesem Roman ihr Leserpublikum hintergehen.
Das einzige Ziel, das die Herren der Bücher verfolgen: einen phantastischen Bestseller in den Markt zu drücken, der alle bisherigen Verkaufserfolge übertrumpfen soll - in Deutschland, in West- und Osteuropa, weltweit. Alle Mittel sind ihnen recht. Jeder Trick ist erlaubt, jede Täuschung genehmigt, jeder Schwindel abgesegnet, jede Lüge einkalkuliert, jeder Betrug inszeniert.
Diese Geschichte, eingebettet in die Glückssuche einer hochgradig erotischen Liebesbeziehung, handelt davon, wie die zeitgenössische Buch-Industrie einen Mega-Star als Götzen erschafft, der im Show-Business der Eitelkeiten, der Ruhmsucht und der Worthülsen, die längst auch den bundesrepublikanischen Kulturbetrieb in ihrer parfümierten Jauche ersäuft haben, zu einer umschwärmten Kultfigur mit Heilandsschimmer wird - durch die fernsehgerechte Präsentation seiner Person und durch hinterhältige Manipulationen, nicht aber durch die eigentliche und ausschließliche Bedeutung des Werks, auf dem sein Name steht.
Auf den 400 Seiten dieses Romans werden keine Märchen abgedruckt, werden keine Science-Fiction-Plots verrührt, stehlen sich keine Schimären davon. Der Inhalt dieses Stoffs - in tiefgründiger, packender, neue Maßstäbe setzender Erzählkunst mit dem Blickwinkel und der Brennweite einer Kamera geschrieben - ist der Fingerprint des Zeitgeistes und rüde Wirklichkeit im öffentlich inszenierten Kosmos des einundzwanzigsten Jahrhunderts - sie ist bereits gewesen, sie findet gerade statt und sie wird sich wieder ereignen auf allen Kontinenten: mit noch viel unglaublicheren Vorgehensweisen bei der Erschaffung von verkaufsfähigem Unsinn und tyrannisierender Lächerlichkeit.
Und wir, die verhöhnten Konsumenten von Sprache und Dichtung, die in die Irre gelotsten Bewunderer von Feuilletons und sogenannten Verkaufserfolgen, die Verführten von Glamour und Gier, die Dressierten im Zwielicht des Geldes, die Getäuschten im Anschein der Wahrheit, die Opfer der Geistermächte, die von den TV-Sendern losgeschickt werden, hatten bisher keine Kenntnis davon.
Erst jetzt wissen wir’s. Wir sind erschüttert, aber auch wachgerüttelt aus unserem Dämmerschlaf.


ERSTER TEIL: Das Licht

Aus dem Lautsprecher der Rufanlage
hörte er ihre Stimme:
„Willkommen... herzlichst.
Du mußt mich suchen.
Wenn du klug bist, weißt du,
wo ich bin...“

1. Kapitel

Das Strahlenbündel der Sonne, das sich um elf Uhr vierundfünfzig durch das bleistiftgroße Loch im schwarzen Papier-Rollo in den Apartmentraum Nr. 19 in der achten Etage des Hamburger Miethochhauses gebohrt hatte, dieser glühende Draht aus Millionen tanzenden, flimmernden Staubteilchen, der so aussah wie die schräg geschmiedete Oberkante eines glänzenden Schafott-Beils, diese scharfe Schneide aus Gold und Gelb, die sich an den weißen Rändern des Lichts auflöste im schwülen, schummrigen Dunkel, dieses aus der endlosen Weite des Alls herbeigeschickte schwerelose Geflecht, das außerhalb dieser vier schäbigen Wände noch unzählige Trillionen anderer Punkte berührte, zeigte mit der Leuchtkraft eines Such-Scheinwerfers auf einen filterlosen Zigaretten-Stummel, der zwischen Zeige- und Mittelfinger einer über den Rand einer grauen Matratze weggerutschten Hand eingeklemmt war.
Aus dem Glutkegel des Tabaks, unter einem abgebrochenen Ascherest verborgen, stieg ein milchig-blauer Faden Rauch auf, der an seinem Ende flackerte, sich kräuselte und sich sichelförmig im stickigen Schwarz der Zimmerdecke wie ein ausgefranstes Flaggentuch verlor. Der Ventilator aus schwarzem Blech, dessen einer Flügel verbogen war, bewegte sich nicht.
Vier ruhige Atemzüge und noch ein halber, der aber nicht mehr in der Tiefe der Lunge ankam, blieben bis zu diesem Zeitpunkt ungestört und vollzogen sich in der rhythmischen Ruhe vollkommner Lautlosigkeit, als die Haut den Schmerz wie einen Messerhieb spürte und ihn sofort weiterleitete an das Gehirn, das sich gerade damit beschäftigte, die geträumten Bilder von Fensterstürzen und waghalsiger Klippen-Kletterei zu archivieren. Alle Funktionen der Nerven, die üblicherweise routiniert gesteuert werden, wenn das Bewußtsein lahmgelegt ist, wurden mit einem Schlag in Aufruhr versetzt.
Am kurzen Anfang dieses Bruchteils einer Sekunde geschah genau das, was überall auf der Welt wie ein und derselbe Film abläuft, wenn sich ein Mann im Schlaf an seiner Zigarette verbrennt: Er schreit plötzlich auf wie vom Blitz getroffen, schlägt mit der Hand um sich, die ihm wehtut, richtet sich auf, springt mit einem Satz hoch und hüpft von einem Bein aufs andere, während er Flüche ausstößt und hektisch Luft einsaugt, die unter seinem Gaumen zischt.
Der 36 Jahre alte ehemalige Jurastudent, der nackt auf seinem Bett lag und der dort eineinhalb Minuten zuvor eingenickt war, brüllte: „Verdammt!“ und klappte in einem Reflex seinen schweißnassen Oberkörper nach vorn. Er wiederholte das Wort „Verdammt!“, setzte „Verflucht!“ nach und fügte „Scheiße!... Scheiße!“ hinzu.
Mit einem Sprung, wie von einer gespannten Stahlfeder geschnappt, hechtete er über die Bettkante, kam auf die Füße und trat wild um sich in der Absicht, irgendwo unter ihm auf dem Läufer die Kippe zu treffen. Als er abermals einen sengenden Stich spürte und zwischen seinen Zehen Funken aufstiemen sah, wußte er, daß er den Brandherd getroffen und ausgetreten hatte. In einer schnellen Drehung rückwärts hinkte er in Hüpfsprüngen auf das Fenster zu und schob das verkantete Rollo in mehreren Schüben nach oben.
Er kniff die Augen zusammen vor der Blendung der grellen Mittagssonne, die den Raum überflutete, in dem es aussah, als hätte eine Horde heroinsüchtiger Bettler hier mit ihren Hunden und Affen eine Bleibe gefunden. Auf dem Tisch stapelten sich mehrere Dutzend zerknickte Pizza-Kartons, auf dem Boden lagen Weinflaschen verstreut, in den Ecken und vor der Tür zur Küche waren leere Fruchtsaft-Dosen hingeworfen; Bücher und Zeitungen türmten sich neben einem verschlissenen Cordsessel zu einer Hügellandschaft auf, und mehrere Mülltüten, darunter ein brauner und ein schwarzer Sack, verkanteten sich zwischen einem Koffer und einer Reisetasche zu einem Bollwerk aus Plastik und Leder.
Thomas Kaar, dessen faszinierendes Gesicht bei jeder Frau zunächst Entzücken und anschließend kribbelnde Sehnsüchte in ihrem Unterleib auslöste, reckte und streckte mehrmals seinen schlanken, muskulösen, ein Meter sechsundachtzig großen Körper, der daran gewöhnt war, weibliche Begierde zu wecken und ebenso häufig zu stillen. Er zündete sich die nächste Zigarette an, machte fünf Kniebeugen, drückte sein Kreuz durch und die Brust heraus wie ein Soldat in Grundstellung und verharrte einige Augenblicke mit erhobenem Kinn.
Dieser gebräunte, fünfundsiebzig Kilogramm schwere Mann, dem ein unbeschnittener, ein vorzüglich dicker und eindrucksvoll großer, halbsteifer eierschalenfarbener Penis von der Länge eines Bockgehörns aus dem Knäuel des blau-schwarzen Schamhaars ragte, dieser Typ Liebhaber lombardischer Herkunft, der sein Studium im elften Examenssemester abgebrochen, der sich in zahllosen Berufen versucht hatte und der weiterhin davon träumte, eines schnellen Tages doch noch den finanziellen Erfolg seines Lebens zu finden, dieses vermeintliche Verlierer-Geschöpf mit einem gravierten Gewinner-Lächeln, dieser schmucke, ungewaschene, trinkfeste Kerl, dem mehr als eineinhalb Flaschen hydrierter Rotwein in der randvollen Blase schwappten, der nach dem Schweiß der vergangenen Nacht, nach Tabak und Alkohol roch, der mit seiner Statur auf jedes Werbeplakat für „Cool Water“ gepaßt hätte, diese grüblerische, maskuline Wertschöpfung, die sich aufzuführen verstand wie das hüpfende Perlen-Collier auf den Schlüsselbeinen einer britischen Luxus-Lady, dieser chromverzierte, laszive Rost, der es vermochte, sich nach Gutdünken in Platin zu verwandeln, dieser streunende Windhund aus der Wüste, der seine tröpfelnden Frauchen besprang, als wäre er ihnen zugetan, der ab und zu so tat, als vollzöge er sich in der Inkarnation des Glücks, dieser hochintelligente Verführer, der sich an diesem überspäten Vormittag im August humpelnd ins Bad hievte und damit begann, sich, mit einer Camel im Mundwinkel, den kratzigen Stoppelwuchs des zurückliegenden Deliriums einzuschäumen und mit der bedächtigen Behutsamkeit eines operierenden Gehirn-Chirurgen abzurasieren, dieser sprechgewandte, durchtrainierte, beschlagene Freiberufler, dieser leichtfüßige Herr des schweren Herzens, der sich mal als Geschäftsmann ausgab, mal als Journalist, wenn er seine häufig wechselnden Bräute bei einem Abendessen mit seiner Schüchternheit einfing, verdiente seit einem halben Jahr sein mageres Monatseinkommen als Interviewer eines Hamburger Marktforschungsinstituts. In dieser Stadt hatte er auch seine Unterkunft bezogen.
Das Pensum, das ihm die Firma mit beschränkter Haftung abverlangte: Er mußte pro Werktag sechs persönlich durchgeführte Befragungen ausfertigen, die er, so war es Vorschrift, zuvor fernmündlich als Termin abgesprochen, nach einem festen Zeitplan vor Ort einzuholen hatte. Sein Kundenstamm war ausschließlich weiblich. Die Themen, um die es hauptsächlich ging: Die Lagerung von Lebensmitteln, der Einkauf von Haushaltsgeräten, die Verfeinerung der Kochkünste und das unterschiedliche Eßverhalten von urbanisierten Singles und Großfamilien.
Bevor Thomas Kaar in die Hansestadt gezogen war, hatte er in München gelebt und dort als Versicherungsagent gearbeitet; davor in Köln, wo er mit einer Rhetorik-Schule für Anwälte Pleite gegangen war. Die Ausgaben für Technik, Büromiete und Mitarbeiter waren erheblich höher gewesen als die Einnahmen der Honorare.
Keine dauerhafte Beschäftigung fand er in diesen Berufen: Taxifahrer, Kellner, Gärtner, Geschäftsführer eines Vier-Mann-Sicherheitsunternehmens, Public-Relations-Manager in einem Einkaufszentrum, Reiseführer und Aushilfslehrer für Englisch und Französisch an einer Dolmetscher-Schule. Gefeuert wurde er als Bademeister, als Empfangschef eines Hotels und als Leiter einer Staffel von Rettungsschwimmern.
Studiert hatte er in Tübingen und Nürnberg. Geboren wurde er am 23. Oktober in Emden an der ostfriesischen Küste als einziges Kind eines Strafverteidigers. In der Provinzstadt am Jadebusen hatte er seine Kindheit verlebt und sein Abitur gemacht. Seine Mutter, eine Musik-Lehrerin, war gestorben, als er noch nicht zur Schule ging.
Nachdem er sich seine schneeweißen, makellosen Zähne geputzt, kalt geduscht, sich die langen schwarzen Haare gefönt und sich seine Achseln und den Nacken mit einer Duftlotion eingerieben hatte, suchte er sich seine Kleidung aus, die er in einem Schrank aufbewahrte. Die Ordnung, die dort herrschte, stand im krassen Gegensatz zur Verwahrlosung seiner Wohnung. Hemden, Hosen, Sakkos hingen, nach Farben sortiert und unter Bügeln aufgereiht, wie zur Präsentation in einer Herren-Boutique; Schuhe, Strümpfe und Unterwäsche waren verstaut in den Fächern, als hätte ein Dekorateur mit einem Lineal die Auslagen in Abstand und Ausrichtung nachgemessen.
Der erste Griff ließ Thomas Kaar ein flauschiges, flachsgelbes T-Shirt auswählen; mit dem zweiten nahm er eine dunkelblaue Bundfaltenhose aus Leinen. Dazu legte er ein aus schwarzen Lederschnüren geflochtenes Paar Mokassins. Auf einen Slip und Strümpfe verzichtete er. Vom Nachttisch nahm er ein flaches Bündel gefalteter Geldscheine und schob es in seine linke Hemdtasche; in die rechte steckte er eine Packung Zigaretten, ein goldenes Feuerzeug und eine angefangene Rolle Pfefferminzdrops.
Als er das Metall-Armband seiner Uhr mit einem Klick festgedrückt hatte, überlegte er für einen kurzen Moment, dann schob er mit der Fußspitze die Mülltüten auseinander, danach den Koffer zur Seite und bückte sich nach dem Telefon, das er vor der Brust festhielt, während er mit der anderen Hand den Hörer griff, mit dem abgespreizten Zeigefinger die sechsstellige Nummer eintippte und die Anzahl der Rufzeichen mitzählte, die er zweistellig addierte, bis endlich abgenommen wurde.
„Ich bin’s“, sagte er heiser in einem verkaterten Tonfall. „Hab’ ich dich etwa geweckt?...... Es hat zehnmal geklingelt, bevor du drangegangen bist....... Ach so........ Bist du allein im Haus?............ Und wann kommt er zurück?.......... Ich... in einer Stunde..... etwa, will noch vorher um die Ecke....... einen Kaffee trinken.......... Nein...... Ich bringe die Unterlagen mit...... Ich mich auch... sehr.“ Er legte auf und stellte den Apparat auf die Fensterbank.
Obwohl er keinen konkreten Grund hatte, sich Sorgen über aktuelle Probleme zu machen, beschlich ihn unvermittelt ein dumpfes, grollendes Gefühl des Unbehagens und des Selbstzweifels, während er seine Aktentasche suchte und dabei mehrmals zwischen Bad und Wohnzimmer hin- und herlief. Die Fakten, die ihn umgaben, sprachen offensichtlich gegen ihn - angefangen bei seiner Wohnung, die schäbig war und verdreckt. Und die Ortslage war ebenfalls keine Empfehlung für die Bewohner in den Herrschafts-Villen an der Außenalster oder am Elbufer: der mit Ausländern, Junkies und Klein-Kriminellen durchsetzte Stadtteil St. Georg.
Ich gehe auf die vierzig zu und bin immer noch nichts geworden, überlegte er und spürte dabei, wie ihn Wellen von Angst und Unbehagen um seine Zukunft durchströmten. Habe alles angefangen und nichts zum Erfolg geführt. Habe große Projekte im Kopf gehabt, aber keins verwirklicht. Und mein Vermögen, mein Hab und Gut? Eher ein Offenbarungseid. Ich hab’ noch nicht mal ein Auto. Und meine gesellschaftliche Stellung? Ebenfalls lachhaft. Und meine beruflichen Aussichten? In meinem Alter als ungelernter Alleskönner sind die ziemlich düster und steil abschüssig.
Die einzige Chance, die er für sich sah und auf die er hoffte, sein liederliches, seiltanzendes Dasein auf einen Gipfel zu führen, war der ersehnte Auftritt eines Deus ex machina. Die Alternative, die er sich aufzeigte: entweder mich begnügen mit dem, was ich habe und bin, oder davon überzeugt sein, daß mich das Schicksal doch noch sehr bald auswählt für etwas, das einfach so als Glücksfall auf mich zukommt, ohne daß ich dafür rackern und mich quälen muß. Bitte, bitte... laß es geschehen mit mir, bettelte er seine höhere Macht an, vor der er sich immer dann mit stummen Lippenbekenntnissen klein machte und der Länge nach zu Boden warf, wenn ihn depressive Stimmungen anfielen und ihn kaskadenartig überrollten mit der Gewalt einer Hochgeschwindigkeits-Lokomotive in voller Fahrt.
Muß auch endlich aufhören, immer so viel zu trinken, so wie letzte Nacht wieder geschehen, sagte er sich. Hatte dickes Schwein, daß ich nicht verbrannt bin in meiner Bude. Außerdem rauche ich zu viel. Thomas Kaar war zu Beginn dieser Minute um kurz nach dreizehn Uhr nicht zufrieden mit sich, der er war und mit der Welt, die ihn umgab.
Die besten Trümpfe, die er ausspielen konnte zu seinen Gunsten: Er war gesund, hochmütig intelligent, überdurchschnittlich gebildet, und er, dieser potente Lieblings-Reiter seiner spendierfreudigen, rossigen Escada-Muschies und seiner hochhackigen, eigensüchtigen Versace-Mösen, die sich bei der ersten näheren Begegnung an ihm festkrallten wie Kletten an einen Angora-Pullover, dieser fanatische Hoffnungsträger seiner selbst, der sich zur Bekämpfung seiner Schwermut einredete, er werde wohl doch nicht, wenn alles gut geht, unter einer Brücke enden, sah obendrein unverschämt gut aus.
Und er hatte noch etwas zu bieten, was mit Geld nicht zu bezahlen ist: erotische Phantasien, die er an seinen flach gelegten Geräten weiblichen Geschlechts in Turnermanier meisterhaft umsetzte; und er gewährte perfekte Manieren mit dem selbstsicheren Gestaltungshabitus blasierter Arroganz, oder er gab sich ungezwungen, zuvorkommend und natürlich. Da er sich zu benehmen wußte, gefiel es ihm manchmal, sich so eigenmächtig zu benehmen, wie er es wünschte. Die werthaltige Herkunft seines Elternhauses war sein Lehrer gewesen. Er konnte sich aber ebenso uneingeschränkt rüpelhaft-vulgär aufführen und so tun, als wäre er - der Vater ein krankhafter Säufer, die Mutter eine suizidgefährdete Schlamm-Catcherin - in einem halb verfallenen Saukoben neben einem Rummelplatz aufgewachsen.
Seine Mappe mit den Befragungsformularen hatte er inzwischen unter einem Stapel Zeitungen gefunden und die hervorspringende Attraktivität und magisch-bannende Ausdrucksstärke seiner gelb-grauen, glimmenden Augen mit seinem Blick in den Flur-Spiegel wohlwollend zur Kenntnis genommen. Bevor er mit dem Hacken seines Schuhs die Tür hinter sich zuschlug, prüfte er durch eine nestelnde Berührung seiner klimpernden Hosentasche, daß er den Wohnungs-Schlüssel eingesteckt hatte.
Der bauliche Zustand des Treppenhauses machte ihm erneut deutlich, wo er gelandet war. Der Putz wies tischgroße Löcher auf, die Farbe blätterte ab, die Wände waren beschmiert mit obszönen Kritzeleien, Namenszügen und Kiffer-Parolen. Auf dem Boden des nach Hunde-Urin und Armut riechenden Flurs lagen Kartoffelschalen, Papierfetzen, ein Hundehalsband, eine durchgeweichte Waffel-Eistüte, Glasscherben, Bierdosen und die Reste eines Comic-Heftes. Der Fahrstuhl, seit sieben Wochen defekt, steckte zwischen dem vierten und fünften Stockwerk fest. Über die 141 Treppen-Stufen, bei denen teilweise die Fliesen abgeschlagen und die Geländer-Verstrebungen herausgebrochen oder verbogen waren, setzte Thomas Kaar gemächlich seine Schritte in die Tiefe bis zum Erdgeschoß.
Er bekam kaum Luft, so brütend schlug ihm die Hitze entgegen, als er ein paar Meter auf der Straße gegangen war. Die Sonne, die ihm vorkam wie ein Schlund, wie ein senge
des Maul, blendete ihn, als er hinauf sah zu ihr; sie hatte sämtliche ihr gehörenden Flammenzungen hineingeworfen in die Stadt mit der Strahlungskraft eines unter Glut stehenden Backofens. Mindestens 35 Grad im Schatten, dachte er und überquerte die Fahrbahn, die nach Osten in einer Sackgasse mündete und nach Westen ins Zentrum führte.
Der Teer auf den Gehwegen hatte sich zu einem zähen Brei verwandelt, und von den Blechdächern der Kfz-Werkstätten, die einem Supermarkt angebaut waren, stiegen flimmernde Wärme-Tücher wie rückwärts laufende Wasserfälle in den wolkenlosen, matt-blauen Himmel. Es herrschten die höchsten Temperaturen, die in Hamburg seit Beginn der Nachkriegszeit gemessen wurden.
In einem Bistro trank Thomas Kaar drei Tassen ungesüßten Kaffee; er blätterte mehrere Zeitungen durch und ließ sich dann ein Taxi bestellen, das ihn in die Elbchaussee brachte. Während der Fahrt, die wegen des dichten Verkehrs am Samstag fast eine dreiviertel Stunde dauerte, nahm er, als Zeitvertreib und als gesteuerte Ablenkung gegen seine gedrückte Stimmung, die architektonischen Reize dieser Stadt wahr. Nirgendwo in Deutschland, so bestimmte er es, gibt es eine ästhetischere Fassadenlandschaft der Häuser als hier; nirgendwo, außer vielleicht in Düsseldorf, sind die Alleebäume so zahlreich und die Vorgärten so gepflegt; nirgendwo fällt der aufmerksame Blick auf so wenig bauliche Häßlichkeit.
„Sie können dort halten... dort neben dem großen Tor mit dem Rundbogen“, wies er den Fahrer an. Er zahlte, stieg aus und schob sich, als er sich aus der gebückten Haltung aufgerichtet hatte zu kerzengerader, voller Größe, mit zwei behutsam gezirkelten, einstudierten Handbewegungen die Haare aus der Stirn.
Das tat er immer an dieser Stelle, wenn er zu ihr fuhr. Er wußte, daß sie bereits am Fenster stand und auf ihn wartete, ihn beobachtete bei der Ausführung dieser Geste, die typisch für ihn war, wie sie ihm mehrfach gesagt und ihn danach jedesmal leidenschaftlich geküßt hatte.
„So wie du das machst, dieses flüchtige und dennoch so konzentrierte, aber empfindsame Zurückschieben und dann diese einzigartige Kopfdrehung dazu... das zeigt deine unheimliche Sensibilität und deine unglaubliche Ausstrahlung“, war die Begründung ihres Entzückens gewesen. „Es ist so erotisch... so wahnsinnig erotisch, wie du das machst. Keine Frau hält das aus, ohne schwach zu werden und nur den Wunsch zu haben, von dir an ihrem Körper berührt zu werden und dich dabei ganz fest in ihre Arme zu nehmen.“
Kaar hatte Isabel Wertheim zunächst am Telefon kennengelernt und dann persönlich erlebt, als er sich mit ihr drei Tage später zu einem Interview-Termin in ihrem Haus verabredete. Ihre Nummer war von ihm zufällig ausgewählt worden, während er beim Durchblättern des Telefonbuchs nach neuen Kundinnen suchte. Das Thema, zu dem er sie im Auftrag des Instituts befragen wollte: Wächst parallel zur technischen Ausstattung einer Küche die Lust, vermehrt zu kochen?
Die 47jährige Ehefrau eines Rohstoff-Händlers, der mit Kupfer und Getreide ein Millionen-Vermögen verdiente, wollte Kaar eigentlich sofort wieder loswerden, als er auf sie einsprach und sie zu überreden versuchte, ihm mit ihren Angaben beim Ausfüllen des Fragebogens behilflich zu sein. Seine tiefe, entspannte Stimme, sein Lachen, seine betörende Art, im Wechsel von Spaß und Ernsthaftigkeit mit Wörtern umzugehen und seine hohe, jesuitische Sprechgeschwindigkeit hatten sie schließlich doch umgestimmt und ihm ein Treffen eingeräumt. Sie war neugierig geworden auf ihn. Sie wollte wissen, wer er ist. Sie wollte ihn sehen. Sie wollte prüfen, ob er ihr gefällt. Ihr zweiter Mann, ein nüchterner, auf Preise, Gewichte und Mengen erpichter Unternehmer, befand sich seit mehr als drei Wochen auf einer Geschäftsreise in Mittel- und Südamerika.
Wie bei jedem von Kaars Besuchen bei Isabel Wertheim öffneten sich, ausgelöst durch einen Summton, die beiden Torflügel automatisch, als er noch wenige Schritte vom Eingang zum Park entfernt war und ohne, daß er die Klingel gedrückt hatte. Aus dem Lautsprecher der Rufanlage hörte er ihre Stimme sagen: „Willkommen... herzlichst. Du mußt mich suchen. Wenn du klug bist, weißt du, wo ich bin...“
Ein reflexartiges, schnell abklingendes Lächeln umspielte seinen Mund, während er über den Kiesweg auf die weiße Jugendstil-Villa zuging. Abgesehen von der ersten Visite bei ihr, als sie ihn im Salon empfing, wußte er seit dem zweiten Treffen mit ihr nur zu genau, wo sie sich aufhielt, wenn sie ihn erwartete.
Sie war noch nie an einem anderen Ort gewesen. Thomas Kaar konnte außerdem, aufgrund seiner Erfahrungen, voraussehen, was sie noch vorbereitet hatte: die Haustür würde aufstehen und eine Spur ihres Parfüms würde ihn ins oberste Stockwerk unter das Dach führen - geleitet von mehreren hundert Tropfen „Wish“, die sie im Abstand von wenigen Zentimetern auf den Teppichboden geträufelt hatte und die ihn, wie ein Jagdhund die Blutspur eines waidwunden Rehs verfolgt, immer der Nase nach direkt in ihre Arme treiben sollten. Das einzige, was er nicht erahnte und was ihn wirklich aufs Neue überraschte, waren ihre Inszenierungen, die sie zum Auftakt seines Eintreffens in zunehmender Erregung vorbereitet hatte.
Bevor er die Kammer betrat, stellte er seine Aktenmappe mit den Unterlagen neben den Türrahmen ab. Er mochte bei der Tätigkeit, die er gleich auf sich zukommen sah, nicht wie ein Vertreter erscheinen oder wie ein Beamter, der vom Dienst nach Hause zurückgekehrt war und eigentlich ein Essen erwartete mit gebratenen Fischstücken, Kartoffel-Salat und eingemachten Gurken.
Inzwischen hatte sich, aufgestachelt durch die hohe Konzentration ihrer Duftschwaden und in ihm aufgewühlt von den Fotografien, die in seinem Kopf ein Feuer anbrannten, eine Empfindung unterhalb des Schambeins bemerkbar gemacht, die ihm vertraut war und die sich sehr angenehm anfühlte: Er spürte, als er seine Hand auf die Klinke drückte, wie sich sein Penis versteifte, wie er in der Schnittweite seiner Hose zuckend zu pochen begann und sich ruckweise aufrichtete wie der hydraulische in Bewegung gesetzte Schwenkarm eines Schiffskrans.
Dieses klopfende, blau-geäderte Ein-Mast-Stangenzelt, das Thomas Kaar, eher peinlich beschämt als stolz geschwellt, vor sich her in den Raum trug, war die mit Blut gefüllte, herausragende Attraktion, auf die Isabel ihre geweiteten Pupillen richtete. Sie stöhnte leise auf und schluckte. Ein hastiger Schatten von roter Blässe huschte über ihr Gesicht. Sie atmete mehrmals tief durch, gab zwei Geräusche zwischen ihren Lippen frei, die so klangen, wie Katzen klagen, wenn ihre Pfoten wund gelaufen sind und eine Blutspur hinterlassen.
Und je näher er ihr kam, desto lauter schnaubte sie und desto geringer wurden die Pausen, die sie einlegte vor dem nächsten wimmernden Maunzen und dem erstickten Juchzen, das sich mischte mit heiseren Gurgelgeräuschen. Sie hatte geflammte Hitze-Flecken an ihrem Hals und auf ihrem Bauch die gänsehäutigen Fährten ihrer Erwartung eingezeichnet, hatte die Signale der Erregung auch auf den Wangen und als flickengroße Tupfer über den Hüften.
Sein erster Blick, der zunächst über die Kulisse flackerte, in der sich das Schauspiel zutrug, stürzte sich, als er sich ausgependelt hatte in der Szene, zunächst auf das Gestell, auf dem sich Isabel ausbreitete: auf einen Gynäkologen-Stuhl aus den 20er Jahren, mit braunem, genarbtem Kunstleder überzogen und an den Seiten versehen mit silbrigen Stützschalen, auf die sie ihre Waden gelegt hatte. Ihre Oberschenkel waren gespreizt wie zur pantomimischen Ausübung eines Spagats.
Sein zweiter Blick tastete ihren Körper ab, der mit einem an den Spitzen gekappten schwarzen BH bekleidet war, mit schwarzen, halterlosen Seiden-Strümpfen und mit hochhackigen Pumps, deren Absätze wie spitze Dolche auf ihn gerichtet waren. Ihr Schamhaar, das er blond und buschig in Erinnerung hatte, war abrasiert. Ihre mehrfach-blättrige, aufgewölbte Vagina glänzte und funkelte wie eine rosarote Meeres-Schnecke ohne Haus.
„Komm noch ein bißchen näher“, flüsterte sie und schmeckte ab mit ihren Augen die ausgebeulte Mitte seines Körpers. „Ich will ihn anfassen, so durch die Hose nur. Streck’ ihn mir hin.... ja.... Gut so. Gut, gut... sehr gut. Jetzt spür’ ich ihn. Das Gefühl geht mir direkt in mein Loch,“ setzte sie die Unterhaltung mit ihm fort, während sie abließ von ihm und sich einer weiteren Befriedigung zuwendete.
Mit der einen Hand massierte sie ihre linke Brust, mit der anderen begann sie zu masturbieren.
„Sieh’ hin, was ich tue“, raunte sie ihm zu. „Sieh’ genau hin. Guck’s dir an.... es wird dich wahnsinnig machen... so wie mich jetzt schon.“
Nur wenige Sekunden später bäumte sie sich auf, rüttelte ihren Bauch, stieß einen zaghaften, dann einen lauten und anschließend noch einen sehr lauten Schrei aus, federte die auf dem Höhepunkt geborstene Erregung in ihrem Unterleib ab und begann selbsterfahren, ein Lächeln in ihr Gesicht zu setzen, das noch den schwebenden Ausdruck ihres gerade eben zu Ende gegangenen Erlebnisses trug. Allmählich, so wie die nächsten Sekunden vergingen, beruhigte sich ihr Atem; das ausgeknipste Bewußtsein kam zurück.
„Hat das schon mal eine Frau gemacht vor dir... und du konntest alles beobachten?“ fragte sie.
„Nein, noch nie“, log er. „Das ist das erste Mal gewesen. Das war phantastisch. Das war unglaublich erregend... und sehr überraschend. Danke dafür.“ Er beugte sich über sie und gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn.
„Gefällt sie dir... so glatt und frisch, wie sie ist?“ fragte sie weiter. „Magst du sie so lieber?“
„Ja... sehr. Sie ist schön... Und sie erregt mich. Und ich kann alles genau erkennen“, antwortete er heiser. „Sie ist wunderschön. Ich hab’ noch keine andere gesehen, die besser aussieht.“
Er langte ihr mit der Routine eines Gynäkologen zwischen die Beine und fügte hinzu: „Sie ist so zart... so... weich. Fühlt sich an wie Samt, der warm gemacht wurde auf einem Ofen.“ Er setzte sein Streicheln fort und zwickte sie sanft in die Haut, die er anhob und in einer Kreisbahn verschob.
„Was wird dein Mann dazu sagen, wenn er das sieht... das hier, diese abrasierte...?“ fragte er.
„Der sieht das nicht mehr. Der darf das nicht mehr sehen“, antwortete sie. „Und anfassen darf er schon gar nicht.“
Sie machte eine kurze Pause und fragte dann: „Mußt du bald wieder weg, oder kannst du diesmal länger bleiben bei mir?“
„Die ganze Nacht... und den halben Tag dazu und auch noch den Abend. Wir könnten vielleicht essen gehen... oder du machst hier was.“
„Hast du wieder Arbeit mitgebracht für mich?“ fragte sie spöttisch.
„Ja. Hat aber Zeit bis morgen. Sind wieder die sechs Bögen, die wir ausfüllen müssen. Du hast die neuen Adressen... hoffentlich doch... oder?“
Sie nickte, legte ihren Arm um seinen Hals und zog ihn an ihre Lippen. Mit der anderen Hand streichelte sie seinen Schoß, spürte dort seine aalförmige, geschwollene Härte.
„Ich hab’ wieder Sachen für dich eingekauft... sehr schöne Hemden... und Unterwäsche... und einen geflochtenen Gürtel... und einen leichten Sommeranzug und zwei Paar Slipper aus weißem Leinen. Du wirst blendend aussehen darin... wie immer.“
Sie nahm seine Hand und rieb ihre Wange daran. Ihre Lippen lutschten abwechselnd an seinen fünf Fingern.
„Freu’ mich darüber..... Danke......“, antwortete er und streichelte die Enden ihrer hochgelegten Waden, die über seinem Kopf in den Halterungen ruhten.
„Du hast so einen außergewöhnlichen... sicheren Geschmack... so verdammt gut, viel besser, als mein eigener war. Hab’ inzwischen sehr gelernt von dir... und sehr schnell. Ich mache keine dicken Fehler mehr und kombiniere Farben nicht mehr so wild durcheinander. Kann mich schon selbst anziehen... jetzt nach deiner Lehre“, sagte er und lachte kurz auf.
„Du machst das ganz prima, mein Schatz“, bestätigte sie ihn zärtlich und sah ihn mit einem anerkennenden Lächeln an. „Tadellos, mein schöner Mann. Hast sehr brav aufgepaßt, mein kluger Mann... bist perfekt geworden, mein allergrößter Schatz.“
Hingestellt zwischen der Schere ihrer gegrätschten Beine, sah er zielgenau herab auf sie und betrachtete diese zerfließende, feuchte Frau auf der gynäkologischen Untersuchungs-Liege, die dort aufgebockt lag und ihm die ihr gehörende Nacktheit ohne Scham präsentierte, samt klaffender, seifiger, ausgelaufener Vulva, mit der er gleich bei ihrer ersten Begegnung eine saftige, gleitende Bekanntschaft geschlossen hatte. Er erinnerte sich an den cremigen, verschlingenden Genuß, den er in ihr empfunden hatte.
In seinem Gedächtnis waren auch die zurückliegenden Aufwartungen Isabels, mit denen sie ihre Treffen ausgeschmückt hatte: die Verkleidungen, mit denen sie ihn überraschte und die Bein- und Bückstellungen, in denen sie ihn mit ihren Körperteilen begrüßte, die Frauen herzeigen, wenn sie dort angefaßt werden wollen von zitternden Männerhänden. Er erinnerte sich an die stumpfen Düfte ihrer Sekrete, an den Geruch ihres Atems und an ihre überhitzten, fahrigen Zungenspiele, die sie an ihm vollführte.
Isabel Wertheims Körper, der bisher keine fruchtbare Empfängnis erfahren und keine Schwangerschaft erlebt hatte, war trotz seines Alters noch schlank wie der eines jungen Mädchens, ihr mittellanges, gescheiteltes Haar blond, ihre Haut ebenmäßig, ohne Druckstellen, ohne Flecke. Ihre massigen, hoch angesetzten Brüste, die Thomas Kaar gezielt mit seinem Blick in der aufgerichteten Fülle umkreiste, wölbten sich wie zwei Pudding-Kuchen vor ihrem Gesicht, das sorgfältig geschminkt und oberflächlich attraktiv war.
Ihr voller, breiter Mund - die Konturen schwarz umrandet - schimmerte dunkelrot im Sonnenlicht, das in einem breiten Streifen unter dem überstehenden Terrassen-Dach in den vorderen Teil des Raums flutete, ihren dunkelblauen Augen Glanz gaben, ihren Leib eintauchten in die Helligkeit und ihre Rundungen aus festem, glatten Fleisch ausleuchtete. Ihrer schluckenden Kehle entwich ein leichtes, mehrmaliges Stöhnen, das synchron mit der anschwellenden Erregung, die ihre Sinne packte und durchschüttelte, immer lauter wurde.
„Du gefällst mir“, sagte er mit heiserer Stimme. „Deine Brüste gefallen mir... und dein Gesicht. Es ist schön. Du bist schön. Du erregst mich. Du erregst mich sehr. Du erregst mich unvorstellbar.“
Er spürte, wie das gesamte Blut, das durch seine Adern pulsierte, in seinen Unterleib strömte und sich zwischen seinen Beinen in einem Strudel konzentrierte. Sie spürte, wie seine Komplimente und das Licht in seinen Augen ihr schubweise neue Geilheit in ihren nässenden Schoß einführten.
„Faß’ mich an... da unten“, forderte sie ihn auf. „Mir ist heiß dort unten... sehr heiß... und es tut weh. Es brennt. Es sind Flammen dort.... Und zieh’ den Reißverschluß auf. Ich will ihn sehen.... wie er da drohend rausguckt aus dem Schlitz... dieser dicke... dieser harte, lange Schwanz, der zu mir will... Und dann steck’ ihn rein in mich... tief rein... ganz bis zum Ende. Ich fühl’s, daß er das jetzt will... jetzt sofort... und sie will es auch... und ich... seit Stunden schon... seit Tagen... eigentlich immerzu. Komm… Liebling... tu’s... tu’s jetzt... bitte…“, flehte sie ihn an - aufgebracht und verschwommen vor schmerzender Lust.


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Er langte ihr mit der Routine eines Gynäkologen..

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